Manni Hammers

Jahrgang 1957, Architekt, Familie, 1 Kind,

Aachener, Kabarettist  und neben Rudi Zins

Sitzungspräsident der Aachener Strunxsitzungen

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Steht Strunx für oder gegen etwas? Wie grenzen Sie sich vom traditionellen Karneval ab?

In den allerersten Jahren des Strunxkarnevals ging eine Welle der Entrüstung durch die Stadt. Jeder dachte: „Die machen uns den Karneval kaputt!“. Ich sage, wir haben den Karneval bereichert. Wir haben den Karnevalsflüchtlingen, die sonst über die tollen Tage nach Ostkapelle zogen, eine Legitimation geboten, hier in Aachen - mit intellektuellem Anspruch - Karneval zu feiern. Alle Menschen wollen lachen, schunkeln und feiern, und wir müssen denen nur den geeigneten Rahmen dafür bieten. Unser Anspruch ist es, die Sitzungen auch aus eigenen Reihen - mit eigenen Kräften - zu gestalten.

 

Phonetisch  leitet sich Strunx von „Stronks“ ab, welcher im Aachener Sprachschatz „anrüchig“ besetzt ist. Von Stronks spricht man ja auch, wenn man etwas „grottenschlecht“ findet. Sie nennen Ihre Sitzung  „Strunxsitzung“. Sind Sie denn von Ihrer Sitzung nicht überzeugt, oder warum ist es Strunx?

„Strunks“ hat den nötigen Charme, wenn man der Aachener Mundart mächtig ist, und es richtig interpretiert. Das Wort ist ja auch eine andere Umschreibung für: „Da ist mir was daneben gegangen.“ Unsere erste Sitzung hieß ja auch noch Stunksitzung, weil wir uns an die Kölner Stunksitzung anlehnten. Die Sitzung war ein Erfolg. Dann wollten die Kölner, dass wir uns abgrenzen. So lag der Sprung von „Stunk“ zu „Strunx“ nahe. Und ich finde es ein geniales Wort, denn wir haben auf der Bühne alle Freiheiten, Stronks zu machen. Ob es gut oder schlecht ist, das entscheidet anschließend das Publikum.

 

Auch der alternative Karneval ist nicht proklamationsfrei. Wer, was und warum wird proklamiert?

Die Proklamationen sind Bestandteil unserer Idee, etwas anders zu machen. Wir haben ja daneben auch einen Elferrat oder Ein- und Ausmärsche. Aber alles etwas anders. Dazu gehört natürlich auch, dass wir eine Prinzenfigur haben. Unsere erste Prinzenfigur war Jonathan Briefs als „schwuler Prinz“. Damals war das noch eine Provokation - heute ist es keine mehr. Damals war es eine tollt Startvorlage, die uns dann wiederum in den Zugzwang brachte, regelmäßig zu proklamieren. Man kann aber nicht jedes Jahr so einen skandalträchtigen Prinzen liefern, zumal die Gesellschaft auch nicht so viele Tabu-Themen hat. Die spätere Proklamation unserer Prinzessin „Au Hur“ hat uns in den Anfängen sehr viel Ärger eingebracht. Die konservativen Kreise rümpften die Nasen. Doch jeder, der in Aachen lebet, weiß, dass man auch das Wort „Au Hur“ in vielen Schattierungen nutzen kann. „au Hur“ Es kann ja auch ein hohes Lob sein. Die Proklamationen haben auch was mit dem Kartenvorverkauf zu tun. Wenn die Leute so lange in der Schlange stehen, um Karten für unsere Sitzungen zu bekommen, sollen sie auch was geboten bekommen. So proklamieren wir neuerdings während den Wartezeiten!


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