Als langjähriger Büttenredner, als ehemaliger Präsident des
Gesellschaft Aachener Karnevalisten und als Ehrenpräsident der KG
Lemonas kennt er den Aachener Karneval seit mehr als 60 Jahren. Er
erzählte uns im Interview viele interessante Dinge „von früher“
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Wir fragten Heinz Krasborn:
Wie war der
Karneval vor dem zweiten Weltkrieg?
„Der Karneval vor dem Krieg war menschlicher. Er war nicht
gezwungen. Er war der Ausdruck der Freude von den armen Menschen.
Ich kann mich erinnern, dass ich im Alter von 10 Jahren mit meinem
Opa zu Karneval am Elisenbrunnen vorbei spazierte. Da sahen wir
einen Herrn in einem Frack mit bunten Bändern und mit einem
Regenschirm, obwohl es nicht regnete. Hinter ihm kam eine Gruppe -
voran mit einem Akkordeon. So feierte man also vor dem Krieg den
Karneval.
Die Eröffnung der jeweiligen Session war immer am Sonntag
nach dem 11.11. im Rathaus. Und erst nach dem 1. Januar durfte
gefeiert werden. Der Straßen-, Lokal- und Saalkarneval fing dann
auch schon an.
Karneval ist ja ein christliches Fest. Karneval - der
Abschied vom Fleisch, so haben wir es auch gefeiert. Heute würde man
sagen, „man lässt die Sau raus!“. Mein Vater war im
Männergesangverein Concordia, mit den Männern gingen sie am
Karnevalsamstag ins "Neue Kurhaus" und kamen erst am
Aschermittwoch-Morgen zurück - mit so einer Fahne, und die Schuhe
waren lädiert - aber sie hatten wohl das Aschekreuz!“
Hat sich der
Karneval auch für die Akteure geändert?
„2002 bin ich das letzte Mal auf der Bühne gewesen. Ich habe
hauptsächlich den Karneval in die Altenheime gebracht; davon auch 33
Jahre bei der SKM und im Altenheim am Lindenplatz war ich 25 Jahre.
Und das alles ohne Bezahlung. Dafür bin ich mein ganzes Leben
eingetreten. Als Präsident der Gesellschaft Aachener Karnevalisten (GAK)
von 1969 bis 1975 war ich auch ein Verfechter des unbezahlten
Karnevals. Als ich den Drang der Honorierung nicht mehr mithalten
wollte, habe ich lieber den Präsidentenplatz geräumt. 1947 gab es
die erste Karnevalssitzung nach dem Krieg. Leo Breuer trat dort als
Büttenredner auf. 1949 stand ich das erste Mal auf der Bühne. Für
die Ordensverleihung „Wider den tierischen Ernst“ gab es 1956 eine
Ausschreibung für Büttenredner. Da habe ich von 40 Reden den ersten
Platz gemacht und eine meiner 19 Büttenreden musste ich dann auf
Hochdeutsch halten, das ist mir sehr schwer gefallen. Früher wartete
man auch auf seinen Auftritt. Heute gehen die Akteure teilweise einfach
weg, wenn sie nicht, wie geplant an der Reihe sind. Das macht die
Kommerzialisierung aus.
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