Heinz Krasborn

Jahrgang 1922, in Aachen geboren, Witwer, 1 Tochter,

Bahnbetriebsinspekteur i. R.
Heinz Krasborn starb im Juli 2008

 

Als langjähriger Büttenredner, als ehemaliger Präsident des Gesellschaft Aachener Karnevalisten und als Ehrenpräsident der KG Lemonas kennt er den Aachener Karneval seit mehr als 60 Jahren. Er erzählte uns im Interview viele interessante Dinge „von früher“

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Wir fragten Heinz Krasborn:

Wie war der Karneval vor dem zweiten Weltkrieg?

„Der Karneval vor dem Krieg war menschlicher. Er war nicht gezwungen. Er war der Ausdruck der Freude von den armen Menschen. Ich kann mich erinnern, dass ich im Alter von 10 Jahren mit meinem Opa zu Karneval am Elisenbrunnen vorbei spazierte. Da sahen wir einen Herrn in einem Frack mit bunten Bändern und mit einem Regenschirm, obwohl es nicht regnete. Hinter ihm kam eine Gruppe - voran mit einem Akkordeon. So feierte man also vor dem Krieg den Karneval.

Die Eröffnung der jeweiligen Session war immer am Sonntag nach dem 11.11. im Rathaus. Und erst nach dem 1. Januar durfte gefeiert werden. Der Straßen-, Lokal- und Saalkarneval fing dann auch schon an.

Karneval ist ja ein christliches Fest. Karneval - der Abschied vom Fleisch, so haben wir es auch gefeiert. Heute würde man sagen, „man lässt die Sau raus!“. Mein Vater war im Männergesangverein Concordia, mit den Männern gingen sie am Karnevalsamstag ins "Neue Kurhaus" und kamen erst am Aschermittwoch-Morgen zurück - mit so einer Fahne, und die Schuhe waren lädiert - aber sie hatten wohl das Aschekreuz!“

 

Hat sich der Karneval auch für die Akteure geändert?

„2002 bin ich das letzte Mal auf der Bühne gewesen. Ich habe hauptsächlich den Karneval in die Altenheime gebracht; davon auch 33 Jahre bei der SKM und im Altenheim am Lindenplatz war ich 25 Jahre. Und das alles ohne Bezahlung. Dafür bin ich mein ganzes Leben eingetreten. Als Präsident der Gesellschaft Aachener Karnevalisten (GAK) von 1969 bis 1975 war ich auch ein Verfechter des unbezahlten Karnevals. Als ich den Drang der Honorierung nicht mehr mithalten wollte, habe ich lieber den Präsidentenplatz geräumt. 1947 gab es die erste Karnevalssitzung nach dem Krieg. Leo Breuer trat dort als Büttenredner auf. 1949 stand ich das erste Mal auf der Bühne. Für die Ordensverleihung „Wider den tierischen Ernst“ gab es 1956 eine Ausschreibung für Büttenredner. Da habe ich von 40 Reden den ersten Platz gemacht und eine meiner 19 Büttenreden musste ich dann auf Hochdeutsch halten, das ist mir sehr schwer gefallen. Früher wartete man auch auf seinen Auftritt. Heute gehen die Akteure teilweise einfach weg, wenn sie nicht, wie geplant an der Reihe sind. Das macht die Kommerzialisierung aus.

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