Dirk Weinspach, Polizeipräsident in Aachen
1959 in
Pforzheim
geboren, vor der Einschulung ins Rheinland verzogen, verheiratet 3 Kinder,
Jurastudium in Berlin und Münster, verschiedene Tätigkeiten bei der
Bezirksregierung Köln und im Innenministerium NRW, seit 1.
Juni 2014 Polizeipräsident in Aachen |
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Wir fragten Dirk Weinspach:
Um Prinz Karneval
in Aachen zu werden, muss man sich beim AKV bewerben.
Wie wird man Polizeipräsident?
"Als
Polizeipräsident bewirbt man sich nicht, man wird vorgeschlagen. Man
ist politischer Beamter, wird nicht gewählt und kann jederzeit in
den einstweiligen Ruhestand versetzt werden, wenn das
Vertrauensverhältnis zum Innenminister nicht mehr gegeben ist."
Hatten Sie vor Ihrem Amtsantritt bereits einen Bezug zu
Aachen?
"Ich
war schon immer aus verschiedenen Anlässen ein häufiger Besucher der
Stadt Aachen. Nicht zuletzt die Anziehungskraft des Aachener
Weihnachtsmarktes war ausschlaggebend. Da meine Tochter in
Maastricht studiert hat, haben wir uns oft in Aachen getroffen. Es
gibt auch private Beziehungen zu Freunden und Bekannten in Aachen."
Verstehen Sie die Sprache der Einheimischen, das Oecher
Platt?
„Von
meinen Kolleginnen und Kollegen habe ich schon die ersten Begriffe
gelernt. Es wird aber sicherlich noch einige Zeit brauchen, bis ich
diesen interessanten Dialekt wirklich verstehe.“
Haben Sie im
Rahmen Ihrer bisherigen Tätigkeiten bereits Kontakt zum Brauchtum
Karneval gehabt?
"Im
strengen Sinne habe ich dienstlich noch nicht Kontakt zum Karneval
gehabt, aber in rheinischen Dienststellen, in Köln und in
Düsseldorf, wurde das Brauchtum natürlich gepflegt, so waren zum
Beispiel am 11.11., um 11 Uhr 11, die Prioritäten anders gesetzt.
Auch an Altweiberfastnacht war es natürlich wichtig, nicht gerade
mit der besten Krawatte zum Dienst zu gehen."
Gibt es
karnevalistische Vorkenntnisse, persönliche Erlebnisse aus Kindheit
und Jugendzeit?
"Ich
bin im Rheinland sozialisiert worden und insofern hat der
Straßenkarneval für mich große Bedeutung gehabt. Man freute sich auf
Weihnachten und danach, an Karneval, durfte man endlich die Kostüme
anziehen, raus auf die Straße gehen und Indianer spielen. Das hat
mich als Kind sehr geprägt, man freute sich sehr auf diese Feste."
Der Rheinische
Karneval bewirbt sich um die Anerkennung als Teil des immateriellen
Weltkulturerbes der UNESCO. Wie stehen Sie zum Brauchtumskarneval?
"Ich halte den Brauchtumskarneval nicht für überkommen. Wir haben in
Deutschland, verglichen mit anderen europäischen Ländern, weniger
Traditionen, wir leben diese nicht so intensiv aus und einige sind
auch verloren gegangen, was schade ist. Mit dem rheinischen Karneval
haben wir eine Brauchtumsveranstaltung, die prägend für die Region
ist und dies nicht nur für eine gewisse Zeit. Der Karneval
ermöglicht etwas, was kaum noch gelingt, Menschen zusammen zu
bringen, unabhängig vom Alter, der Herkunft und dem sozialen Stand.
Dies zeichnet den Karneval aus. Ja, Karneval ist so etwas wie
Integration, was auch in vielen Kölner Karnevalsliedern zum Ausdruck
kommt."
Fallen an Karneval aus polizeilicher Sicht bestimmte
Ereignisse häufiger an?"Karneval
ist von Fettdonnerstag bis einschließlich Rosenmontag für die
Polizei eine Großveranstaltung und damit verbunden auch ein
Sicherheitsrisiko wie bei allen großen Veranstaltungen. Natürlich
fallen auch die üblichen Ereignisse wie Kleinkriminalität an und mit
steigendem Alkoholpegel nimmt auch die Gewaltbereitschaft bei
Auseinandersetzungen zu. Die Polizei hat dann Straftaten zu
verfolgen und insbesondere die Sicherheit derer, die
friedlich und ausgelassen feiern wollen, zu gewährleisten."
Das Thema
Sicherheit ist bei den Aachener Bürgern, jetzt im Sommer 2014,
bedingt durch die Häufung von Überfällen auf Passanten, ein
besonderes Thema. Wird die Polizei an den tollen Tagen die
Problematik im Griff haben?
"Ich
kann nachvollziehen, dass die Ereignisse der letzten Zeit die Bürger
verunsichert und beunruhigt haben. Das Leben in der Stadt spielt
sich gerade jetzt im Sommer draußen ab und wir nehmen die Sorgen
sehr ernst. Wir hatten in den vergangenen Jahren einen Rückgang
dieser Delikte um 25 % und wir tun alles, um mit einer starken
Fahndungsgruppe der Täter habhaft zu werden. Dabei haben wir auch
schon Erfolg gehabt. Wir haben auch die Präsenz der Polizei sichtbar
verstärkt, um das Sicherheitsgefühl der Bürger zu stärken. Dies
werden wir fortsetzen und wir gehen davon aus, dass wir vor dem
Hintergrund der Erfolge und dem weitergehenden Einsatz die
Trendwende erreichen werden."
Foto: PP Aachen |