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Wir fragten Michael I. Nobis:
22 Jahre Michael I. Was ist geblieben?
Sehr schöne Erinnerungen sind geblieben, viele Freundschaften, viele
Kontakte, viel Erfahrung ist hängen geblieben und meine heutige Frau
ist hängen geblieben an mir, das ist doch schon etwas, oder?
Wie kam es zur Regentschaft von Michael I.?
Das lag an zwei Personen. Zum einen war das mein Vater, der sich
gewünscht hatte, dass einer seiner Söhne Prinz würde. Ich war nun
der letzte, bis dahin hatte sich noch keiner erklärt, insofern
musste ich sozusagen und die zweite Person war Helmut Strack, mit
dem wir ja auch eng befreundet waren und der ja im Karneval sehr
tief verwurzelt war und daraus ist dann die Idee entstanden, ob ich
es nicht machen möchte. Dann bin ich auch anstandshalber gefragt
worden, aber mir blieb dann auch nur eine Antwort „Ja“. Ich war ja
noch jung, ich konnte das kaum überschauen, was das mit sich bringt.
Wenn ich heute danach gefragt würde, würde ich sicherlich viel
zögerlich antworten, aber damals war das so: „Ja, dann machen wir
das mal“. Dann haben wir einen Hofstaat aus Freunden und Bekannten
zusammengestellt und wir haben viel Spaß gehabt.
Besteht noch Kontakt zu den damaligen Hofstaatmitgliedern?
Ja natürlich, das war damals nicht so zusammengestellt nach X, Y, Z.
Wir haben überlegt, wer ist uns sympathisch, wer passt dazu und wem
könnte welche Rolle Spaß machen und danach haben wir das organisiert
und nicht nach dem Motto, wer kann finanzieren was beitragen, wer
hat welchen Sponsor an der Hand. Man muss aber auch sagen, das waren
andere Zeiten.
Was hat sich in 22 Jahren Aachen Prinzen verändert?
Ich wäre heute gar nicht mehr prädestiniert dazu, Prinz zu werden,
weil ich zum Beispiel nicht singen kann. In den letzten Jahren seit
Franz-Dieter Ramrath ist es wohl so, dass Singen ein Thema für
Prinzen geworden ist und das hat schon sehr große Ausmaße angenommen
und deswegen wäre ich als Prinz heute ungeeignet, da ich nicht
singen kann. Der kommerzielle Part ist nach meinem Eindruck noch
stärker geworden. Wenn man an Prinz Karneval denkt, wird meistens
sofort im zweiten Satz über Geld gesprochen. Was kostet das, wer
bezahlt das und wo kommt das Geld her? Geld spielte damals auch eine
Rolle, denn es kostet halt Geld, aber es wurde nicht sofort
thematisiert. Es ist zwar eine negative Entwicklung, aber wie sagt
der Öche: Et es wie et es. (????) Es hat immer viel Geld gekostet,
auf jeden Fall mehr, als man so in der Schublade liegen hat. Man
muss sich darauf finanziell vorbereiten. Aber das wurde im Vorfeld
geklärt. Heute geht es ja so weit, dass Bürgschaften abgegeben
werden, Bankkonditionen geklärt werden und Verträge gemacht werden.
Zu meiner Zeit gab es keinen Vertrag. Da gab es vielleicht mal
zwischen AKV und Prinz einige Absprachen, auch Dissonanzen, das gibt
es ja immer mal im Verlauf einer Session. Die gab es dann, weil der
AKV anderer Meinung war als der Prinz und sein Hofstaat, aber auch
das ist normal. Das ist wie in einer Beziehung oder einer Familie,
wenn die Kinder in die Pubertät kommen. Dann versteht man sich
plötzlich mal nicht mehr so gut. Das ist zwischen AKV und dem
Prinzendasein auch so. Ich glaube, da hat sich nichts geändert. Aber
damals wurde es halt nicht in einen Vertrag gegossen, sondern
mündlich verabredet.
Thema Nachwuchsmangel. Wie können junge Leute an die
karnevalistischen Traditionen herangeführt werden? Wer sollte sich
um den Nachwuchs kümmern?
Um den Nachwuchs kümmert sich ja z.B. der AKIKA als Aachener
Kinderkarneval. Die ja schon über viele Jahrzehnte aktiv tätig sind.
Dann gibt es, aus der Situation des Todes von Helmut Strack die
Helmut-Strack-Stiftung. Dem Beirat dieser Stiftung gehöre ich an und
wir schütten jedes Jahr einige tausend € für Kinder im Karneval aus,
nicht für den AKIKA, sondern für „Kinder im Karneval“. Da trifft man
auf ganz tolle Initiativen. Das sind z.B. die Schule Passstraße, der
Kindergarten Jülicher Straße, andere Institutionen, Kindergruppen
und Tanzgruppen. Das ist unser Nachwuchs und um den muss man sich
kümmern. Das wird aber nach meinem Kenntnisstand getan, aber da kann
man nie genug tun. Da kann immer noch mehr passieren.
In Puncto Nachwuchs kann ich für meinen Bäckerball sagen, wir haben
junge Leute im Team, die auch motiviert sind und Lust haben. Aber
insgesamt ist es etwas aufwendiger geworden, Menschen zu begeistern,
weil das Angebot so riesig geworden ist im multimedialen Bereich,
Internet, Fernsehen, Kino, Veranstaltungen und Gott weiß was alles.
Wer vor 30 Jahren oder noch länger zurück nicht zum Bäckerball oder
eine andere Veranstaltung ging, der musste halt 11 Monate in die
Röhre gucken. Da gab es nix. Heute hast du täglich ein Angebot. Auch
der Anspruch ist höher geworden. Heute sitzt der Gast, der
Karnevalist, der Zuschauer schon manchmal bequem im Sessel und
denkt: mach mal, lass mal kommen und belustige mich. Daraus entsteht
auch die Scheu der Aktiven, sich zu präsentieren, denn die Chance,
sich zu blamieren, ist groß. Und blamieren möchte sich niemand
gerne, auch nicht in der Freizeit. Auch künstlerischer Nachwuchs ist
deutlich weniger vorhanden.
Bei mir war es ja ähnlich. Ich habe zwar immer Karneval mitbekommen,
weil bei mir zuhause die Eltern zum Bäckerball gingen, da sie ihn
auch mit organisierten, aber ich bin mehr oder weniger ins kalte
Wasser geworfen worden. Ich hatte auch schon einmal AKV gehört. Von
Jules Peters angefangen, das waren damals für mich, tolle Männer,
ich hatte Respekt und habe viel gelernt. Ich habe sehr viel
Erfahrung sammeln können als jüngerer Mensch. Wenn man schon etwas
geprägter ist, dann geht man anders daran. Für mich war das wirklich
zu 95 % neu. Also lernen, aufnehmen und das hat mir, glaube ich, gut
getan. Nur so wird man auch junge Leute begeistern können, indem man
sie neugierig machst und mit neuen Dingen konfrontiert.
Für den Bäckerball, den ich ja leite, kann ich sagen, dass wir auch
junge Leute in unserem Team haben. Wir haben uns aber auch etwas
berufsübergreifend geöffnet. Früher bestand der Elferrat des
Bäckerballs ja nur aus Bäckern, das ist heute nicht mehr so. Aber
wir sind auf einem guten Weg. Auf unserer letzten Elferratssitzung
haben wir die diesjährige Session abgeschlossen und müssen
feststellen, dass die Kurve, was die Besucher angeht, seit 2-3
Jahren wieder nach oben zeigt. Ich glaube allerdings, dass das nicht
nur bei uns so ist, aber genau kann ich das nicht beurteilen. Wir
sind mit unserem Karnevalsverein der Aachener Bäcker e.V. auch
ordentliches Mitglied im AAK. Helmut Strack hat umgestellt auf einen
eingetragenen Verein. Bis dahin waren wir „nichts“. Wir waren der
Bäcker-Elferrat. Wir waren 11 Personen, die eine Veranstaltung
machten. Wenn das in die Hose gegangen wäre, dann wäre das deren
Problem gewesen. Unser Verein besteht aus dem Elferrat und den
Senatoren. Das sind die Herren, die aus dem Elferrat ausgeschieden
sind.
Also wer was werden will, kommt zu uns!!! Die Chance, direkt in den
Elferrat zu kommen, ist sehr groß!!!
Der AKV und der Orden WIDER DEN TIERISCHEN ERNST ist ein
Aushängeschild für Aachen. Es war zu lesen, dass der Aachen-Block
der Quote zum Opfer gefallen ist.
Wie sieht der Öcher Michael Nobis das?
Ich bin der Meinung, man darf die Aachen-Identität nicht aufgeben
innerhalb dieser Sendung, Sitzung, Veranstaltung, wie auch immer man
das nennen will. Den Lokalkolorit zu verbannen halte ich für falsch
weil ich auch nicht glaube, dass das der Grund ist, wenn die
Einschaltquoten nicht so gut waren. Es war immer ein Thema, dass
natürlich die Verständlichkeit da sein muss, dass das Öcher Platt
nicht überwiegen darf.
Thema 150 Jahre AKV. Du als Aachener Unternehmer hast im letzten
Jahr eindruckvoll bewiesen, wie man ein Jubiläum gemeinsam mit der
Aachener Bevölkerung feiert. Das sogenannte AKV-Volksfest ist vor
wenigen Wochen „mangels Masse“ abgesagt worden. Hätte man hier nicht
versuchen müssen, Sponsoren oder Gönner zu finden, damit dieses Fest
für die Öcher möglich geworden wäre?
Das finde ich äußerst schade und auch nicht gut. Dazu hätte man in
der Lage sein müssen. Man hätte z.B. auch viele Aachener Vereine mit
einbinden können. Wenn man wirklich nicht in der Lage gewesen wäre,
das personell zu stemmen, dann hätte man sicher Hilfe von anderer
Seite hinzuziehen können. Vielleicht war auch der Anspruch zu hoch.
Das man nun gar nichts auf die Beine gestellt hat im Sinne eines
Volksfestes finde ich sehr schade. Ich denke, es hätte ein
Straßenfest stattfinden müssen. Schade, einfach schade und ich hätte
es, ohne Internes zu kennen, für machbar gehalten.
Michael, vielen Dank für das ausführliche, interessante und
angenehme Gespräch, es war sehr schön hier bei Dir am Münsterplatz.
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