Michael Nobis
 

Prinz Karneval 1987
feiert in diesem Jahr sein 22. Prinzenjubiläum
 

 

 

 

Wir fragten Michael I. Nobis:

22 Jahre Michael I. Was ist geblieben?

Sehr schöne Erinnerungen sind geblieben, viele Freundschaften, viele Kontakte, viel Erfahrung ist hängen geblieben und meine heutige Frau ist hängen geblieben an mir, das ist doch schon etwas, oder?

Wie kam es zur Regentschaft von Michael I.?

Das lag an zwei Personen. Zum einen war das mein Vater, der sich gewünscht hatte, dass einer seiner Söhne Prinz würde. Ich war nun der letzte, bis dahin hatte sich noch keiner erklärt, insofern musste ich sozusagen und die zweite Person war Helmut Strack, mit dem wir ja auch eng befreundet waren und der ja im Karneval sehr tief verwurzelt war und daraus ist dann die Idee entstanden, ob ich es nicht machen möchte. Dann bin ich auch anstandshalber gefragt worden, aber mir blieb dann auch nur eine Antwort „Ja“. Ich war ja noch jung, ich konnte das kaum überschauen, was das mit sich bringt. Wenn ich heute danach gefragt würde, würde ich sicherlich viel zögerlich antworten, aber damals war das so: „Ja, dann machen wir das mal“. Dann haben wir einen Hofstaat aus Freunden und Bekannten zusammengestellt und wir haben viel Spaß gehabt.

Besteht noch Kontakt zu den damaligen Hofstaatmitgliedern?

Ja natürlich, das war damals nicht so zusammengestellt nach X, Y, Z. Wir haben überlegt, wer ist uns sympathisch, wer passt dazu und wem könnte welche Rolle Spaß machen und danach haben wir das organisiert und nicht nach dem Motto, wer kann finanzieren was beitragen, wer hat welchen Sponsor an der Hand. Man muss aber auch sagen, das waren andere Zeiten.

Was hat sich in 22 Jahren Aachen Prinzen verändert?

Ich wäre heute gar nicht mehr prädestiniert dazu, Prinz zu werden, weil ich zum Beispiel nicht singen kann. In den letzten Jahren seit Franz-Dieter Ramrath ist es wohl so, dass Singen ein Thema für Prinzen geworden ist und das hat schon sehr große Ausmaße angenommen und deswegen wäre ich als Prinz heute ungeeignet, da ich nicht singen kann. Der kommerzielle Part ist nach meinem Eindruck noch stärker geworden. Wenn man an Prinz Karneval denkt, wird meistens sofort im zweiten Satz über Geld gesprochen. Was kostet das, wer bezahlt das und wo kommt das Geld her? Geld spielte damals auch eine Rolle, denn es kostet halt Geld, aber es wurde nicht sofort thematisiert. Es ist zwar eine negative Entwicklung, aber wie sagt der Öche: Et es wie et es. (????) Es hat immer viel Geld gekostet, auf jeden Fall mehr, als man so in der Schublade liegen hat. Man muss sich darauf finanziell vorbereiten. Aber das wurde im Vorfeld geklärt. Heute geht es ja so weit, dass Bürgschaften abgegeben werden, Bankkonditionen geklärt werden und Verträge gemacht werden. Zu meiner Zeit gab es keinen Vertrag. Da gab es vielleicht mal zwischen AKV und Prinz einige Absprachen, auch Dissonanzen, das gibt es ja immer mal im Verlauf einer Session. Die gab es dann, weil der AKV anderer Meinung war als der Prinz und sein Hofstaat, aber auch das ist normal. Das ist wie in einer Beziehung oder einer Familie, wenn die Kinder in die Pubertät kommen. Dann versteht man sich plötzlich mal nicht mehr so gut. Das ist zwischen AKV und dem Prinzendasein auch so. Ich glaube, da hat sich nichts geändert. Aber damals wurde es halt nicht in einen Vertrag gegossen, sondern mündlich verabredet.

Thema Nachwuchsmangel. Wie können junge Leute an die karnevalistischen Traditionen herangeführt werden? Wer sollte sich um den Nachwuchs kümmern?

Um den Nachwuchs kümmert sich ja z.B. der AKIKA als Aachener Kinderkarneval. Die ja schon über viele Jahrzehnte aktiv tätig sind. Dann gibt es, aus der Situation des Todes von Helmut Strack die Helmut-Strack-Stiftung. Dem Beirat dieser Stiftung gehöre ich an und wir schütten jedes Jahr einige tausend € für Kinder im Karneval aus, nicht für den AKIKA, sondern für „Kinder im Karneval“. Da trifft man auf ganz tolle Initiativen. Das sind z.B. die Schule Passstraße, der Kindergarten Jülicher Straße, andere Institutionen, Kindergruppen und Tanzgruppen. Das ist unser Nachwuchs und um den muss man sich kümmern. Das wird aber nach meinem Kenntnisstand getan, aber da kann man nie genug tun. Da kann immer noch mehr passieren.

In Puncto Nachwuchs kann ich für meinen Bäckerball sagen, wir haben junge Leute im Team, die auch motiviert sind und Lust haben. Aber insgesamt ist es etwas aufwendiger geworden, Menschen zu begeistern, weil das Angebot so riesig geworden ist im multimedialen Bereich, Internet, Fernsehen, Kino, Veranstaltungen und Gott weiß was alles. Wer vor 30 Jahren oder noch länger zurück nicht zum Bäckerball oder eine andere Veranstaltung ging, der musste halt 11 Monate in die Röhre gucken. Da gab es nix. Heute hast du täglich ein Angebot. Auch der Anspruch ist höher geworden. Heute sitzt der Gast, der Karnevalist, der Zuschauer schon manchmal bequem im Sessel und denkt: mach mal, lass mal kommen und belustige mich. Daraus entsteht auch die Scheu der Aktiven, sich zu präsentieren, denn die Chance, sich zu blamieren, ist groß. Und blamieren möchte sich niemand gerne, auch nicht in der Freizeit. Auch künstlerischer Nachwuchs ist deutlich weniger vorhanden.

Bei mir war es ja ähnlich. Ich habe zwar immer Karneval mitbekommen, weil bei mir zuhause die Eltern zum Bäckerball gingen, da sie ihn auch mit organisierten, aber ich bin mehr oder weniger ins kalte Wasser geworfen worden. Ich hatte auch schon einmal AKV gehört. Von Jules Peters angefangen, das waren damals für mich, tolle Männer, ich hatte Respekt und habe viel gelernt. Ich habe sehr viel Erfahrung sammeln können als jüngerer Mensch. Wenn man schon etwas geprägter ist, dann geht man anders daran. Für mich war das wirklich zu 95 % neu. Also lernen, aufnehmen und das hat mir, glaube ich, gut getan. Nur so wird man auch junge Leute begeistern können, indem man sie neugierig machst und mit neuen Dingen konfrontiert.

Für den Bäckerball, den ich ja leite, kann ich sagen, dass wir auch junge Leute in unserem Team haben. Wir haben uns aber auch etwas berufsübergreifend geöffnet. Früher bestand der Elferrat des Bäckerballs ja nur aus Bäckern, das ist heute nicht mehr so. Aber wir sind auf einem guten Weg. Auf unserer letzten Elferratssitzung haben wir die diesjährige Session abgeschlossen und müssen feststellen, dass die Kurve, was die Besucher angeht, seit 2-3 Jahren wieder nach oben zeigt. Ich glaube allerdings, dass das nicht nur bei uns so ist, aber genau kann ich das nicht beurteilen. Wir sind mit unserem Karnevalsverein der Aachener Bäcker e.V. auch ordentliches Mitglied im AAK. Helmut Strack hat umgestellt auf einen eingetragenen Verein. Bis dahin waren wir „nichts“. Wir waren der Bäcker-Elferrat. Wir waren 11 Personen, die eine Veranstaltung machten. Wenn das in die Hose gegangen wäre, dann wäre das deren Problem gewesen. Unser Verein besteht aus dem Elferrat und den Senatoren. Das sind die Herren, die aus dem Elferrat ausgeschieden sind.

Also wer was werden will, kommt zu uns!!! Die Chance, direkt in den Elferrat zu kommen, ist sehr groß!!!


Der AKV und der Orden WIDER DEN TIERISCHEN ERNST ist ein Aushängeschild für Aachen. Es war zu lesen, dass der Aachen-Block der Quote zum Opfer gefallen ist.
Wie sieht der Öcher Michael Nobis das?

Ich bin der Meinung, man darf die Aachen-Identität nicht aufgeben innerhalb dieser Sendung, Sitzung, Veranstaltung, wie auch immer man das nennen will. Den Lokalkolorit zu verbannen halte ich für falsch weil ich auch nicht glaube, dass das der Grund ist, wenn die Einschaltquoten nicht so gut waren. Es war immer ein Thema, dass natürlich die Verständlichkeit da sein muss, dass das Öcher Platt nicht überwiegen darf.


Thema 150 Jahre AKV. Du als Aachener Unternehmer hast im letzten Jahr eindruckvoll bewiesen, wie man ein Jubiläum gemeinsam mit der Aachener Bevölkerung feiert. Das sogenannte AKV-Volksfest ist vor wenigen Wochen „mangels Masse“ abgesagt worden. Hätte man hier nicht versuchen müssen, Sponsoren oder Gönner zu finden, damit dieses Fest für die Öcher möglich geworden wäre?


Das finde ich äußerst schade und auch nicht gut. Dazu hätte man in der Lage sein müssen. Man hätte z.B. auch viele Aachener Vereine mit einbinden können. Wenn man wirklich nicht in der Lage gewesen wäre, das personell zu stemmen, dann hätte man sicher Hilfe von anderer Seite hinzuziehen können. Vielleicht war auch der Anspruch zu hoch. Das man nun gar nichts auf die Beine gestellt hat im Sinne eines Volksfestes finde ich sehr schade. Ich denke, es hätte ein Straßenfest stattfinden müssen. Schade, einfach schade und ich hätte es, ohne Internes zu kennen, für machbar gehalten.


Michael, vielen Dank für das ausführliche, interessante und angenehme Gespräch, es war sehr schön hier bei Dir am Münsterplatz.