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Wir fragten Kurt I. und Kurt
II. :
Wie kam es zu Deiner Nominierung als Prinz Karneval 1952 ?
Ende Januar 1952, gut zwei Wochen vor der eigentlichen Proklamation,
erschien der Vizepräsident und Schatzmeister des AKV, Willi Sauren,
und sagt: "Wir stehen kurz vor der Prinzenproklamation und haben
noch keinen Kandidaten. Du bist Oberehrenhut, du musst den Prinzen
machen!" Das wurde dann besprochen und wir waren uns bald einig,
dass ich das Amt annehme. Mein Hofstaat und ich wurden in aller Eile
eingekleidet und wir waren rechtzeitig zur Proklamation bereit. Wir
hatten gerade einmal 10 Tage Zeit um am
14. Februar 1952 proklamiert
zu werden.
Damals gab es noch nicht das Sponsoring wie es die heutigen
Prinzen kennen.
Mein Vater war AKV-Mitglied und im Senat des Vereins. Wenn man
damals Prinz Karneval wurde, geschah das aus eigener Kraft. Es gab
einige feststehende Kosten, für die der Prinz zuständig
war. Zum Beispiel Bewirtungskosten für die bei der Proklamation
anwesenden Vereinsvertreter, die Orden mussten beschafft und
finanziert werden, das Prinzenfrühstück am Morgen des Rosenmontags
und das Wurfmaterial gingen ebenfalls zu Lasten des Prinzen. Hinzu
kamen noch diverse Nebenkosten. Man kann sagen, dass die Ausgaben
für Prinz und Hofstaat auch für die Anschaffung eines damaligen
Mittelklasse-Fahrzeugs gereicht hätten. Es gab damals sicherlich
einige junge Männer, die sich lieber von ihren Vätern einen
Sportwagen hätten kaufen lassen, als das gleiche Geld für das Prinzenamt auszugeben.
Wie viel Auftritte hatte der Prinz damals?
Vom Donnerstag vor Fettdonnerstag bis Aschermittwoch waren es etwa
20 bis 25 Auftritte. Heute hat der Prinz einige Hundert Auftritte,
damals ging das alles ohne Strapazen. Wir hatten auch keine
aufwendigen Aufmärsche und keine ausgefeilten Reden, dazu hatten wir die
Vorbereitungszeit nicht. Wir gingen zu den Vereinen, die dem AAK
angeschlossen waren und dann noch zusätzlich zur
Erholungsgesellschaft und einigen Freunden.
Damals gab es neben dem Hofstaat auch schon einen Hofmarschall.
Wer war damals Dein Hofmarschall?
Hofmarschall war der Elferratsherr des AKV, Josef Pirnay. Er hatte
dieses Amt bereits bei Hans Achilles 1950, und vor dem Krieg im Jahr
1934 bei seinem Bruder Ludwig Pirnay und 1938 bei seinem Schwager
Alfred Thelen, ausgeübt.
Wer gehörte 1952 zu Deinem Hofstaat?
Kurt Sturm, Fritz Ewig, Karl Bachmann, Gerd Lücker, Josef Schorn und
Franz-Josef Lahaye. Bis auf Gerd Lücker sind alle diese Freunde
bereits verstorben.
Du hattest das Glück sowohl 1952 und auch 1953 Prinz Karneval von
Aachen zu sein. Wie kam es dazu?
Jacques Königstein war nach der Proklamation 1952 von der Tatsache,
dass wir im Nord-West-Deutschen Rundfunk nur für die Dauer von 10
Minuten im Radio zu hören waren, enttäuscht. Er hatte gute
Beziehungen zum Rundfunk, zum Leiter der
Unterhaltungsabteilung. Die beiden Herren haben überlegt was man
machen könnte um mehr Sendezeit für unsere Proklamation zu bekommen.
Es müsse ihm, Jacques Königstein, schon etwas einfallen, was eine
längere Übertragung rechtfertige. Jacques ist dann auf die Idee
gekommen einen närrischen Staatsstreich zu inszenieren.
Der NWDR war einverstanden und es wurde kein neuer Prinz gesucht,
sondern Helmut Meiser wurde 1953 als neuer Prinz ausgerufen.
Er kam fertig eingekleidet auf die Bühne. Seine Frau regte sich dann
fürchterlich auf, tat so, als sei sie nicht informiert gewesen und
auch nicht damit einverstanden dass ihr Mann jetzt zum Prinz
Karneval proklamiert werden soll. Die Verwirrung im Saal und bei den
Hörern am Radio war natürlich groß. Niemand war vorher informiert
worden. Zu allem Überfluss kam auf dem Höhepunkt der Verwirrung die
Prinzengarde in den Saal marschiert. Sie trugen mich auf den
Schultern und riefen: "Wir wollen unseren alten Prinzen wieder
haben!"
Die ganze Sache war so geplant und brachte uns eine längere
Übertragungszeit im Rundfunk. Die Rundfunkhörer und die Gäste im
Saal hatten wir
natürlich, wie man so sagt, veräppelt.
Gab es am Tag nach der
Rundfunksendung Beschwerden von Zuhörern?
Nein, das blieb ja geheim. Erst
später sickerte der wahre Hintergrund des angeblichen Eklats durch.
Heute ist es ja so, dass der
Prinz im Anschluss an die Proklamation damit beschäftigt ist Orden
zu verteilen. Orden gab es damals aber auch! Wie viele Orden wurden
damals verteilt?
Man kalkulierte die Anzahl der
benötigten Orden für die Elferräte, die Vereinsvorstände, die
Honoratioren, wie Oberbürgermeister und Regierungspräsident, mit
etwa 80 Stück und weitere 120 brauchte man für Freunde und Bekannte
aus dem Karneval. Man kam also mit ca. 200 Orden hin.
In Deinem Fall waren aber
sowohl 1952, als auch 1953 Orden erforderlich. Es waren unterschiedliche Orden, die dennoch eine Gemeinsamkeit aufwiesen.
Ja, das stimmt! Es gab 1952 und
1953 unterschiedliche Orden, die jedoch beide ein Weberschiffchen
als Gemeinsames Merkmal hatten.
Was bedeutete das Weberschiffchen?
Ich stamme aus einer alten
Tuchmacher-Familie, in welcher man schon seit Jahrzehnten in diesem
Beruf tätig war. Ich war Textilingenieur und das Weberschiffchen war
das Berufszeichen der Tuchmacher, vergleichbar mit einem
Zunftzeichen.
Du schaust auf eine lange Periode des Karnevals zurück. Der
Karneval hat sich seit Deiner Regentschaft verändert. So gab
damals auch noch Möhnen im Karneval. Das waren Frauen in langen
schwarzen Kostümen. Sie versteckten ihre Gesichter hinter einer
schwarzen Augenmaske und erschienen in der Regel in kleinen Gruppen.
Heute sind diese Figuren in Aachen ganz aus dem Karneval
verschwunden.
Ja an die Möhnen erinnere ich mich
auch noch. Da gab es auch in der Familie Frauen, die dieses Kostüm
anzogen. Diese Möhnen trieben so manchen Schabernack. Sie gingen
z.B. in Gaststätten und "hauten" den Männern so einige unliebsame
"Wahrheiten" um die Ohren. Dabei verstellten sie ihre Stimme und
wurden oft nicht erkannt. So zogen sie von Lokal zu Lokal,
vornehmlich in solche Lokale, von denen ihnen wussten, dass dort
Bekannte von ihnen verkehrten. Auf diese Weise hatten die Frauen
damals, besonders an Fettdonnerstag, dem Tag der Weiberfastnacht,
ihren Spaß.
Über einen längeren Zeitraum
betrachtet, lässt sich feststellen, das der Karneval sich verändert
hat. Es gibt Phänomene die es nicht mehr gibt und die vermisst
werden, andere Dinge sind neu hinzu gekommen. Möchtest Du eine
Prognose wagen, wohin sich der Karneval in den nächsten Jahren
entwickelt?
Der ursprüngliche Karneval, der
sich zum großen Teil früher auf der Straße abspielte, bei dem die
einheimische Bevölkerung aus sich heraus "Jeckerei" machte, geht
immer mehr zurück. Es geht immer mehr zum organisierten Karneval mit
professionellen Auftritten und einem feststehenden Programm. Es
werden oft Darbietungen in einer Art präsentiert wie man sie auch
vom Fernsehen kennt. Es wird immer mehr eine organisierte Schau
geboten und das Spontane geht zurück. Hinzu kommt, dass kaum jemand
bereit ist, sich über Wochen Notizen zu machen und an einer Rede oder
Darbietung zu arbeiten. Das Publikum lässt sich unterhalten und
bleibt selbst eher passiv.
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