Heinz-Ludwig Kloeser

 

Jahrgang 1935, Witwer, zwei Kinder, zwei Enkel,

Aachener, Polizeioberkommisar a. D.

 

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Im Hofstaat der jeweiligen Tollität warst Du von 1999 bis 2006 in der Rolle des Hofmarschalls mit auf der Bühne. Du warst bekannt und populär und verkörpertest damit so etwas wie die Kontinuität des Karnevals. Besteht nicht die Gefahr, dass die Figur des Hofmarschalls dem Prinzen die „Schau“ stiehlt?

„Das ist richtig. Wenn man es ausnutzen will, kann man wirklich der ‚erste Mann’ sein und den meisten Applaus einheimsen. Doch das habe ich tunlichst vermieden. Man muss sich geschickt zurücknehmen und trotzdem in Prinzennähe bleiben. Denn der Prinz ist die wichtigste Person im Karneval.“

 

Nun hast Du sicherlich in all den Jahren Deiner Tätigkeit als Polizist, wie auch als „Prinzenführer“ die eine oder andere Story erlebt. Kannst Du uns eine besonders lustige Anekdote erzählen?

„Als ehemaliges Hofstaatmitglied - nicht als Hofmarschall - kann ich Euch was Lustiges erzählen: Ein Prinz hatte immer gesagt, er wolle alle, also das Publikum, am Rosenmontag beim Karnevalszug sehen. Er hatte sich den Satz so gut eingeprägt, dass er ihn überall sagte - auch beim Besuch in der Justizvollzugsanstalt! Er schloss also seinen Auftritt mit den Worten: ‚Und Euch will ich alle am Rosenmontag am Zug sehen. Und wehe, Ihr jubelt mir nicht zu!’“

 

Hat der Job des Hofmarschalls auch Schattenseiten?

„Klar, der Job hat auch Schattenseiten. Man ist doch sehr bekannt. Man kann sich keine Unkorrektheiten erlauben. Mit öffentlicher Kritik muss man vorsichtig sein. Ich würde nie besoffen durch die Stadt laufen, aber solche Dinge kann man sich als Hofmarschall abschminken. Irgendwie steht man - auch außerhalb der Karnevalszeit – immer in der Öffentlichkeit.“

 

Am liebsten wollten die Vereine ihre Tollität um 21.40 Uhr auf ihren Sitzungen empfangen. Wie koordinierst Du die Fülle der prinzlichen Termine? Gibt es Rangfolgen bei der Terminvergabe?

„Die AKV-Termine sind die wichtigsten Termine, die auf jeden Fall eingehalten werden müssen. Da gibt es keine Diskussion. Wenn der AKV den Prinzen bei der Ordensverleihung ‚Wider den tierischen Ernst’ um 21.40 Uhr auf der Bühne sehen will, dann muss das so gehen. Weitere Prioritäten sind beim Kinderkarneval und bei den Terminen des Ausschusses Aachener Karneval. Ansonsten gibt es Verhandlungsmöglichkeiten. Ich erinnere mich an einen Terminwunsch zu einer Sitzung, den wir wirklich nicht zusagen konnten. Es gab auch keinen Ausweichtermin. Da hat der Prinz die Veranstaltung eben eine Stunde vor Beginn besucht und die Menschen beim Bühnenaufbau begrüßt. Die haben sich sehr gefreut und waren begeistert, dass der Prinz zu ihnen kam. So waren beide Seiten zufrieden.“


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