Jürgen B.
Hausmann hat auch die Tagesschau in seinem Repertoire. Gibt es auch
einen Schwerpunkt im Bereich des politischen Kabaretts?
Ich bin ein sehr politisch interessierter Mensch und habe auch mal
ein halbes Jahr im Kreistag gesessen. Damals war ich gerade am
Anfang meiner Lehrerzeit und stellte dann sehr schnell fest, dass
beides wohl nicht geht. Und es ist was anderes, sich für Politik zu
interessieren, als Politik zu machen.
Ich bin mir nicht sicher, ob politisches Kabarett und Karneval sich
so vereinbaren lässt.
In Deutschland ist das Schubladendenken weit verbreitet. Ich bin
zurzeit daher eher im Karneval verortet.
Über
den Musikus Harald Claßen sagst Du: „ D`r harry kommt dich mit de
Töne so weit entjejen, dat de se treffen muss!“
Ja, der Harry ist Heilig-Geist-Schüler wie ich und wir haben uns
über einen gemeinsamen Bekannten kennen gelernt. Als ich 1999 mit
Kabarett anfing brauchte ich einen Musiker, da bin ich mit dr janze
Pröll nach dr Harry jefahren und hab em jefracht, wie machen wir dat
jetzt? Und Harry hat die seltene Gabe, die Dinge so auf die Person
zuzuschreiben, dass es funktioniert.
Durch ihn singe ich auch heute deutlich besser.
Hausmann-Programme sind nichts für:
Krenteköttel,
Kniesköpp, Wöedverdriener, tuppese, Tünnese, Drüüje, Trappejesechter!
An wen wendet
sich Jürgen Beckers mit welcher Botschaft?
An den ganz normalen Menschen mit der Botschaft „über sich selbst zu
lachen“. Bei mir sollen die Menschen Lachen. Der Saal darf nicht nur
toben, er soll toben!
Wie feierst du
Karneval?
Nicht mehr. Dazu bleibt keine Zeit. Seit meinem Durchbruch in Aachen
und in Köln habe ich zahlreiche Auftritte. Allenfalls wenn ich an
einem Tag frei habe, schaue ich mir zu Hause eine Karnevalssendung
an. In der kommenden Session wir die Zeit noch knapper.
Wenn Du etwas
im Karneval ändern könntest, was würdest du ändern.
Ich würde empfehlen, Karneval im engsten Umfeld, zu Hause, in der
Kneipe oder in der Pfarre zu feiern. Hier hat der Karneval seine
Wurzeln.
Mir sind auch die Sitzungen zu sehr von Musik dominiert. Die Leute
sehnen sich nach Büttenreden!
Was mir auch nicht gefällt, ist, dass Jugendliche oft denken,
Karneval sei ein Grund sich mit Alkohol voll laufen zu lassen.
Hat Karneval
noch Zukunft?
Man muss mit Karneval unten ansetzen. Man muss in den Schulen
anfangen. In Köln macht man das schon. Ich glaube, Jugendliche
können auch Sitzungspublikum sein. Man muss ihnen das dann auch
vorleben und das Programm auf diese Zielgruppe zuschneiden. Wenn du
etwas bringt, was sie interessiert und worüber sie lachen können,
kannst du sie auch begeistern.
Wir trafen Jürgen Beckers bei van den Daele
, im Traditionshaus
"Alt Aachener Kaffeestuben".
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