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Wir fragten Guido Diefenthal:
Welchen
Stellenwert hat für Dich der Karneval?
„Ich bin
Rheinländer und allein aus diesem Grund hat Karneval eine gewisse
Faszination für mich. Karneval ist Brauchtum, was es zu pflegen gilt
und allein durch die Orden, die ich entwerfe, bin ich kreativ und
auf meine Weise daran beteiligt.“
Kannst Du
zurückblickend sagen, wann Du zum ersten Mal mit Karneval in
Berührung gekommen bist? Gibt es ein Schlüsselerlebnis?
„Dieses
Erlebnis gibt es! Da stand ich als Jäger auf der Bühne. Das war
Anfang der Achtziger Jahre, im Hofstaat des Kinderprinzen. Damals
war ich 5 oder 6 Jahre alt.
Im Laufe der
Zeit war ich Jäger, zweimal Noppeney, zweimal Hofnarr und einmal
Zeremonienmeister. Danach war ich Märchenprinz. Den Spruch, den ich
als Jäger sagen musste, hab ich noch auf der Pfanne!“
Na dann mal
los!

„Ich bin des
Prinzen Jägermeister,
mit einem jecken Hund,
zieht man am Schwanz ihn, beißt er,
doch sonst hält er den Mund!“
Märchenprinz
warst Du 1987. Wie kam es dazu?
„Ich hatte
schon Erfahrung durch meine Zeit im Hofstaat des Märchenprinzen.
Mein Großvater machte die Orden für den Märchenprinzen und meine
Eltern haben sich sehr gefreut. Auch ich hatte große Freude daran.
Es war eine schöne Zeit und ich habe nette Erinnerungen an meine
Amtszeit. Ich denke, es sollte so sein! Als Märchenprinz habe ich
diese Zeit spielerisch erlebt. Um „großer Prinz“ zu werden, bin ich
zu introvertiert. Man entwickelt sich ja auch im Laufe des Lebens.
Guido,
Mattschö Stevens, der über Jahre die Orden für die Märchenprinzen
entwarf und auch für den AAK arbeitete, ist Dein Großvater. Nach dem
Tod Deines Großvaters hast Du es übernommen, die Orden für den
Märchenprinzen zu entwerfen.
„ Ich habe es
immer mitbekommen, wenn Opa die Orden entwarf. Ich habe ihm über die
Schulter geschaut und würde mir im Nachhinein wünschen, dass ich bei
ihm in die “Lehre“ hätte gehen können. Auf der anderen Seite macht
es aber keinen Sinn, denn wenn er noch leben würde, würde er heute
die Orden machen. Da ich auch eine grafische Ausbildung habe, ist es
für mich nahe liegend, die Orden für den AKIKA zu machen.“
Die Orden sind
aber nicht die einzigen Gemeinsamkeiten, die Du mit Deinem Großvater
hast. Auch Du bist ein Freund vom Oecher Schängchen.
„Das
Schängchen bedeutet mir sehr viel. Es ist Teil unseres Brauchtums
und jeder trägt seinen Teil zur Erhaltung bei. Meine Sache ist es,
so wie ich es kann an dieser Stelle einen Beitrag zu leisten. Ich
war oft mit meinem Großvater im Malersaal. Wenn ich heute die
Bühnenbilder sehe, ist mir sofort klar, was meinem Großvater
vorschwebte und was er damit ausdrücken wollte.“
Siehst Du eine Verbindung zwischen Oecher Schängchen und
Karneval?
„Es gibt die
Karnevalssitzung beim Oecher Schängchen, nach meiner Meinung eine
der besten Karnevalssitzungen im Aachener Karneval. Schängchen und
karneval sind Bestandteil unseres Brauchtums. Für Aachen ist beides
wichtig, auch unsere Sprache, das Oecher Platt. Bereits mein Motto
als Märchenprinz drückte diese Verbundenheit aus. Das Motto lautete:
„Et hant sich an et Hängche, de Kenger än et Schängche!“
Bist Du
unserer Sprache mächtig?
„Ich kann
Oecher Platt. Bei meinen Großeltern wurde häufig Oecher Platt
gesprochen.“
Karneval ist
im Wandel begriffen, Du bist ein Vertreter der jüngeren Generation,
wie siehst Du die Zukunft des Karnevals?
„Ich bin
jünger, dass ist richtig, aber Du siehst es auch schon an den Orden,
die ich entworfen habe, das ich ein traditioneller „Hardliner“ bin.
Auch das der Mariechentanz durch den Showtanz ersetzt wird, finde
ich ganz furchtbar, das kann man übers ganze Jahr machen, es hat
aber wenig mit dem traditionellen Karneval zu tun. Man darf sich den
modernen Trends nicht gänzlich verschließen, aber man sollte nach
wie vor auf Tradition Wert legen.“
Was machst Du
denn zu Karneval?
„Den
Rosenmontagszug schaue ich mir auf dem Markt von der Rathaustreppe
aus an. Den Kinderzug finde ich interessant weil er die Liebe zum
Detail erkennen lässt.“
"karnevalinaachen.de"
traf Guido Diefenthal bei Café Van den Daele |